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Editorial I Fondsjournal November 2024

Der Blick für das Wesentliche

„Stabil, aber nicht überwältigend.“ So beschrieb der Internationale Währungsfonds (IWF) das reale Wachstum der Weltwirtschaft für die Jahre 2024 und 2025, welches bei einem Plus von jeweils 3,2 % gesehen wird. Für die kommenden fünf Jahre wird ein jährlicher Zuwachs von 3,1 % erwartet, was im Vergleich zu den Jahren vor 2020 als „mittelmäßig” bezeichnet wird.
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Es wird wohl eher die neue Normalität sein und sollte es so eintreten, so ist es auch eine grundsätzlich positive Nachricht für Geldanlagestrategien. Erstens, weil nach den Turbulenzen der ersten Hälfte dieses Jahrzehntes ein etwas ruhigeres Fahrwasser eine wohl willkommene Entwicklung ist. Zweitens, weil 3 % Wachstum für global tätige Unternehmen ein solides Umfeld darstellen. Wir haben an dieser Stelle wiederholt darauf hingewiesen, wie wichtig in der Portfoliokonstruktion dieser globale Blick ist und möchten dies mit einigen Gedanken abrunden.

GEDANKEN IM HERBST 2024

Gedanke 1
UNTERSCHIEDLICHE REGIONEN, UNTERSCHIEDLICHE GESCHWINDIGKEITEN
Noch vor gut 10 Jahren waren im Umfeld der EURO-Krise Deutschland und Österreich ein Hort an Stabilität. Die Gefahr an schleichenden Prozessen ist, dass man sie nicht täglich sieht und spürt, dass sie aber dennoch unerbittlich stattfinden. Aus Spitzenreitern werden Schlusslichter. Der IWF erwartet für Österreich auch im Jahr 2024 ein BIP-Minus von 0,60 %. Mit dieser Entwicklung stehen wir im globalen und vor allem auch regionalen Umfeld alleine da; es ist sehr bemerkenswert, dass Wirtschaft in der innenpolitischen Diskussion dennoch einen immer geringeren Stellenwert einnimmt. Für 2025 wird ein Zuwachs von 1,1 % erwartet. Zum Vergleich: Spanien, Portugal und Griechenland legen 2024 und 2025 jeweils im Zwei-Prozent-Bereich zu, Polen hat sogar eine 3 vor dem Komma. Eine Übergewichtung der engen regionalen Umgebung bietet sich in der Geldanlage daher weiterhin nicht an, außer es handelt sich um klassisch global tätige Unternehmen.

Gedanke 2
WAS SAGT UNS DER GOLDPREIS?
Langjährige Leser unserer Kommentare wissen, dass wir Gold seit Jahren die Treue halten, was sicherlich nicht jedes Jahr richtig war. Unser Zugang war und ist: Gold ist keine Asset-Klasse, die man hat und dann wieder nicht, sondern einfach ein stabiler Anker im Depot. Für die Geduld werden die Goldinvestoren 2024 massiv belohnt. Aber was sagt uns der von Höchststand zu Höchststand eilende Goldpreis? Es ist wohl eine Kombination aus mehreren Dingen. Gold ist kein Rohstoff, sondern eine Währung. Daher stehen seit vielen Jahren zahlreiche Notenbanken, also die sogenannten starken Hände, auf der Käuferseite, wenn auch in unterschiedlicher Intensität. Ziel ist meist, aus geopolitischen Gründen die Abhängigkeit vom US-Dollar zu reduzieren und die Devisenreserven zu diversifizieren.
Zudem sehen wir seit über einem Jahrzehnt einen konsequenten Ausbau der globalen Staatsschulden. Defizite sind Normalität, die Schulden steigen, unabhängig ob Krise, Rezession oder solides Wirtschaftswachstum; nicht nur, aber stark auch in den USA.
Gold lässt sich nicht so leicht vermehren wie Geld. Zudem ist die Liste der geopolitischen Krisenherde lang und ein möglicher globaler Zollwettlauf würde sicherlich auch die Inflationsraten wieder anheben, die eben gerade zuletzt für Entspannung an den Märkten gesorgt haben. Wir bleiben daher weiterhin in der Portfoliobetrachtung investiert, sehen es aber im Kontext mit unseren vielen anderen Investments und sprechen daher auch keine Erwartungen und Kursziele aus.

Gedanke 3
DIE US-WAHL UND DIE FOLGEN?
Vorweg: Wirtschaftlich stehen die USA solide da, laut IWF wird das Wachstum 2024 bei 2,8 % liegen; für 2025 liegen die Erwartungen mit + 2,2 % bei etwa dem Doppelten der EURO-Zone. Wir haben auch im Vorfeld der unmittelbar anstehenden Wahl aus diesem Grund keine Portfolioanpassungen vorgenommen. Mögliche erhöhte Volatilitäten sind keine Trendwenden, unser Vertrauen in die amerikanischen Unternehmen ist hoch. Das in vielen europäischen Medien beschriebene „Kopf-an-Kopf-Rennen“ lässt sich aus den verfügbaren Zahlen so nicht ableiten. Donald Trump ist Favorit, vor allem bei den meinungsfreien Wettbüros. Die Märkte begannen dies im Laufe des Oktober bereits einzupreisen, vor allem der Anstieg der Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen ist ein klares Signal. Während ein US-Präsident außenpolitisch durchaus viel Macht hat, so ist er innenpolitisch doch stark von den Machtverhältnissen in den beiden Kammern, Senat und Repräsentantenhaus, abhängig. Jüngste Umfragen sehen nun aber sogar eine Möglichkeit, dass die Republikaner in beiden Kammern eine Mehrheit erreichen, was sicherlich eine sehr bemerkenswerte Entwicklung wäre.
Würde Donald Trump seine Ankündigungen bei den Zöllen und Steuern umsetzen, so wären nach einer positiven Reaktion des US-Aktienmarktes wohl höhere Inflationsraten in den USA nur eine Frage der Zeit, was die Notenbank am gezeich-neten Zinssenkungspfad hindern würde. Angesichts der dann unterschiedlichen Zinspfade wäre eine Aufwertung des US-Dollars und Abwertung des EURO wohl angesagt, auch wenn hier ein Teil schon vorweggenommen scheint. Mittelfristig bleibt die Herausforderung der hohen Staatsschulden in den USA, was aber unabhängig vom Wahlausgang ist.
Natürlich kann man die Folgen einer möglichen globalen Eskalation von Zöllen und Gegenzöllen mit all den Konsequenzen für das globale Wachstum skizzieren – und keine der Entwicklungen kann man ausschließen. Im Falle des Falles würden wir uns in einer relativen Betrachtung aber eben auch in US-Aktien am wohlsten fühlen, da Energieautarkie, Binnenkonsum und vergleichsweise bessere Demografie überzeu-gende Argumente sind, vor allem in Relation zur EURO-Zone.

Gedanke 4
DIE DOMINANZ DER US-TECH-RIESEN – WIE LANGE NOCH?
Die Marktdominanz von NVIDIA, Apple, Microsoft, META und Alphabet und ihr hoher Anteil an der Marktkapitalisierung bleiben das Thema des Jahres 2024. Die Ertragslage ist unverändert beeindruckend. Während die EU mit dem „KI Act“ den Themenbereich Künstliche Intelligenz bereits zu regeln beginnt, bevor sich der Trend nachhaltig manifestiert, investieren die US-Titel Milliardenbeträge in die KI-Infrastruktur und sind somit wohl einmal mehr uneinholbar. Wir bleiben auch in unseren diversen Strategien in diesen Titeln investiert. Aber: Die aktuellen Bewertungen mit Kursgewinne-Verhältnissen jenseits der 30 sind argumentierbar, wenn die Unternehmensgewinne um jährlich 20 % bis 25 % wachsen, was aber auf diesen Niveaus ein zunehmend hoher Anspruch ist.
Das „einzig Wahre“ gibt es auch in der Geldanlage nicht und kein Trend hält ewig. Auf lange Sicht erfolgreich sind vor allem diversifizierte Strategien. Wir halten den Tech-Riesen grundsätzlich die Treue, gehen aber einen ersten Schritt in die Marktbreite mit deutlich erhöhter Titelanzahl, ebenso sauberer Analyse, aber geringerer Abhängigkeit von einer Branche oder einigen wenigen Unternehmen. An unserer beschriebenen Regionenpräferenz ändert dies nichts. Wie immer wird man das ideale Timing schwer erwischen, aber jedes Geldanlagedepot sollte mit mehreren Szenarien umgehen können und nicht von einem Megatrend abhängig sein. Mehr dazu im Interviewteil unseres Monatskommentars.

BLICK FÜR DAS WESENTLICHE
Für mediale Spannung im November wird gesorgt sein. Erinnern Sie sich auch in diesen Tagen daran, dass es im Rückblick keinen systematischen verlässlichen Zusammenhang gibt zwischen der Börsenperformance in den USA und der Frage, ob die Demokraten oder Republikaner das Land anführen.
Und wenn Sie unsicher sind, dann hilft zum Schluss die Einleitung des Monatskommentars. Die Weltwirtschaft wird aus heutiger Sicht in den kommenden fünf Jahren jährlich um 3,1 % zulegen …

​​​​​​ Ihr Alois Wögerbauer 

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