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Editorial I Fondsjournal Juni 2024

Der globale Blick

Grundsätzlich war der Monat Mai ein Monat der Bestätigungen langjähriger Erfahrungen. Erstens: Die Medienwelt ist geprägt von regionaler und internationaler Politik.
Quelle: jijomathaidesigners via Shutterstock
Erstens: Die Medienwelt ist geprägt von regionaler und internationaler Politik. Aber selbst wenn Sie alle politischen Entwicklungen aufsaugen, werden Sie keine besseren Anlageentscheidungen treffen, eher sogar schlechtere. Zweitens: Die Unternehmerwelt ist geprägt von Innovation und Fortschritt, die Entwicklung der Unternehmensgewinne ist solide, die Weltwirtschaft ist bemerkenswert robust, regionale Einschätzungen sind für globale Geldanlagestrategien nicht wichtig. Drittens: Market-Timing ist schwierig bis unmöglich. Warum ist Gold in den vergangenen Wochen gestiegen und nicht vor 12 oder 24 Monaten? Gute Gründe gab es oft. Wenn sich einmal mehr das „Kaufen wenige Tage vor dem Anstieg” als Illusion erweist, dann macht es Sinn, bei einzelnen Segmenten in eine Buy-and-Hold-Strategie zu wechseln und nur bei substanziellen Neuigkeiten eine Neuausrichtung vorzunehmen.

GOLD & ROHSTOFFE: STROHFEUER ODER NEUER TREND?
Gold, Silber und auch die Industriemetalle, allen voran Kupfer, zeigten in den vergangenen Wochen einen deutlichen Aufwärtstrend. Die Gründe sind mannigfaltig. China tritt als klarer Käufer vor allem bei Gold und Kupfer auf. Hintergrund ist, dass China das Volumen von US-Staatsanleihen zuletzt reduziert hat und weiter reduzieren will. Man will sich unabhängiger vom US-Dollar machen und die Devisenreserven offenbar lieber vermehrt in Sachwerte wandeln. Auch machen Spekulationen die Runde, wonach China zur Ankurbelung der Wirtschaft sich eher eine Abwertung der eigenen Währung wünscht. Sollte die Diversifikation der Devisenreserven mit Gold ein strategisches langfristiges Ziel sein, dann stehen angesichts der aktuellen Relationen die Umschichtungen Chinas erst am Beginn und sicherlich noch nicht am Ende, wodurch es auch keinerlei Interesse an einem rasanten Preisanstieg gibt. Auch andere Notenbanken aus verschiedenen Emerging-Markets verfolgen ähnliche Gedanken.

Dazu kommt, dass in den vergangenen Jahren global zu wenig in die Erschließung neuer Rohstoffprojekte investiert wurde. Die Gründe dafür liegen in langwierigen Genehmigungsverfahren oder auch schwer zu bekommenden Finanzierungen. Bei Kupfer etwa wird in den kommenden Jahren das Angebot nur schwer mit der steigenden Nachfrage mithalten können .

GOLD & STAATSSCHULDEN
Gold ist zudem ohnehin unter verschiedenen Blickwinkeln zu beurteilen. Gold ist Geld. Die Staaten geben global betrachtet wesentlich mehr aus, als sie einnehmen. Warum eigentlich? Die Weltwirtschaft wird laut jüngsten Prognosen in den Jahren 2024 und auch 2025 um leicht über 3 % wachsen. Der Krisenmodus kann es daher nicht sein. Der internationale Währungsfonds IWF schätzt das globale Budgetdefizit 2025 mit 4,40 % ein. Bemerkenswert ist, dass sich die USA mit einem Defizit von 7 % sehr weit oben in der Liste einreihen. Klarerweise muss und wird das nicht unmittelbar ein Problem sein, hohe Staatsschulden sind sicherlich kein neues Phänomen, auch wenn die Dynamik vor allem in den USA beachtlich ist. Staatsschulden werden aber wieder teurer. Anleihen mit tiefen Kupons werden zurückbezahlt, neue mit höheren Kupons werden begeben, die Zinskosten gehen deutlich nach oben. Mittelfristig bleiben daher zwei Fragen offen: Werden die Notenbanken wirklich eine konsequente Zinspolitik ohne Rücksicht auf die Staatsschulden durchführen? Wird der Leitzins lange über der Inflationsrate sein? Wir wissen es nicht, beantworten aber beide Fragen mit: Wohl nein.

Zusammengefasst gehen wir daher davon aus, dass wir in den vergangenen Wochen bei Gold und Metallen kein Strohfeuer gesehen haben, sondern sich eher ein Trend manifestiert. Aufwärtstrends sind immer auch untrennbar mit zwischenzeitlichen Kursrückschlägen verbunden. Sachwerte wie Gold und Industriemetalle waren und sind seit Jahren fixer Bestandteil unserer Anlagekonzepte und Empfehlungen. Wir halten auch im aktuellen Umfeld an unseren Grundsätzen fest, empfehlen weiterhin klare Beimischungen, ändern aber nichts an unserem Grundsatz, dass die Gewichtung 10 % bis höchsten 15 % des Gesamtvermögens nicht überschreiten sollte.

NEUER HÖCHSTSTAND IN DEN USA
„All-Time-High“ an den US-Börsen war eine häufige Schlagzeile im Mai. Bei den Berichten über den Kurshöchststand wurde sehr oft ein sehr wichtiger Zusatz vergessen: Auch die Unternehmensgewinne liegen am All-Time-High. Natürlich ist es bemerkenswert, dass derzeit die Top-10 Unternehmen bereits ca. 35 % der Marktkapitalisierung des breiten amerikanischen Index ausmachen, welcher aus 500 verschiedenen Unternehmen besteht. Ein wichtiger Zusatz darf nicht vergessen werden: Diese zehn Unternehmen stehen aktuell auch für 26 % der Unternehmensgewinne des gesamten Index. Natürlich kann man immer über Bewertungsniveaus diskutieren, aber wenn es hier eine einzige Wahrheit gäbe, wäre das Börsengeschäft leicht. Solange sich daher Kurse und Gewinne in ähnlicher Richtung bewegen, vermeiden wir die Einstufung als „Blase“.

Es bleibt insgesamt als Fazit der Berichtssaison der vergangenen Wochen, dass die Entwicklung der Unternehmensergebnisse sehr solide ist, übrigens auch im oft geschmähten EURO-Raum. Ausnahmen gibt es immer. Daher gilt es auch immer zu trennen. An der Börse investieren Sie in Unternehmen – und nicht in Volkswirtschaften. Vermischt man das, wird die Einschätzung falsch. Am plakativsten kann man dies an den an der Börse gelisteten Unternehmen Großbritanniens erkennen. Die inländische Konjunktur mag man wie auch immer beurteilen, die notierten Unternehmen machen fast 80 % ihrer Umsätze global und außerhalb des Landes.

BEWERTUNGSNIVEAU IM DURCHSCHNITT
Die Bewertungen zeigen keine dramatischen Ausreißer. Auf Basis der Gewinnerwartungen für die kommenden zwölf Monate ergibt sich für den Weltaktienmarkt, gemessen am Weltindex, ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 18. Der Schnitt der vergangenen 35 Jahre lag bei 16, die maximale Bandbreite bei etwa 10 bis 25. Die USA liegen mit 20 am deutlichsten über dem langjährigen Schnitt, untermauern das aber auch mit einer im Vergleich höheren Gewinndynamik. Europa liegt mit 15 ziemlich exakt im langjährigen Schnitt. Am deutlichsten unter dem langjährigen Schnitt von etwa 14 liegen britische Unternehmen, die aktuell nur mit dem 11-fachen eines Jahresgewinnes bewertet werden. Wohl ein Abschlag aufgrund des Standortes der Börsennotiz – und nicht der Unternehmensqualität. Auch an der Heimatbörse Wien gibt es wohl Unternehmen, die aktuell das gleiche Problem haben. Klarerweise ist bei all diesen Bewertungszahlen auch zu berücksichtigen, dass die Branchenzusammensetzungen im Vergleich recht unterschiedlich sind.

Sinkende Zinsen, wenn auch mit Verzögerung, werfen auch ein solides Bild auf 2025. Eine solide Weltwirtschaft, unterstützt durch Innovation, Fortschritt und Digitalisierung, ergeben aktuell Konsenserwartungen von Gewinnzuwachsraten für die USA, Europa und auch Japan im 10 % -Bereich.

Wir vertrauen daher den Unternehmen, setzen auf die übergeordneten Trends und haben daher den Börsenspruch „Sell in may an go away“ nicht umgesetzt. Ganz im Gegenteil: Kursrücksetzer über den Sommer hinweg würden wir eher als Zukaufchance sehen, bei Anleihen, bei Aktien und auch bei den Edel- und Industriemetallen.


Ihr Alois Wögerbauer

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