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Editorial I Fondsjournal Oktober 2024

Der Zinssenkungszyklus startet

Der Zinssenkungszyklus ist gestartet. Mit einer Reduktion der Leitzinsen um 0,50 % hat die US-Notenbank FED ein Zeichen gesetzt, nicht weil man musste oder vom Markt gedrängt wurde, sondern weil man wollte und es für richtig empfindet. Die Glaubwürdigkeit, das wichtigste Gut einer Notenbank, ist weiterhin hoch.
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H​​​​​auptaugenmerk liegt nicht mehr auf der Inflationsrate, die sich dem Zielkorridor nähert, sondern am Arbeitsmarkt. Damit ist der weitere Pfad vorbereitet, auch wenn in jedem Statement angeführt wird, dass man je nach Datenlage vorgehen wird. Im Umfeld der FED geht man 2024 noch von zwei Senkungen zu je 0,25 % aus, gefolgt von 4 Senkungen zu je 0,25 % im Jahresverlauf 2025. Die EZB wird diesem Weg folgen, zumal sowohl in den USA als auch in der EURO-Zone die jüngsten Konjunkturzahlen ein doch schwächelndes Gesamtbild hinterlassen. Was sind die Implikationen für Ihre Anlage-strategien? Wir sehen uns nicht nur als Ihr Asset-Manager, sondern auch als Ihr Begleiter mit Meinung und fassen die am häufigsten an uns ge-stellten Fragen zusammen.



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5 FRAGEN ZUM VIERTEN QUARTAL 2024

Frage 1
SINKENDE LEITZINSEN = STEIGENDE AKTIEN-KURSE?
Auch wenn dies in den Lehrbüchern grundsätzlich meist so formuliert wird, ist die Praxis dann doch etwas komplexer. Klarerweise sind sinkende Zinsen in der Kombination aus Bewertungsansätzen und Finanzierungskosten eine grundsätzlich gute Nach-richt für Aktien. Wichtig ist zudem zu sehen, dass sinkende Zinsen kleineren Unternehmen mit meist hoher Fremdfinanzierung mehr helfen als etwa den US-Technologieriesen, die ohnehin milliardenschwere Cash-Bestände vor sich herschieben. Dennoch gibt es eine klare Einschränkung: Geht man in die Details der Börsengeschichte, dann stimmt die Regel „sinkende Zinsen = steigende Aktien“ nur dann, wenn es gelingt eine Rezession zu vermeiden. Andernfalls würden die Gewinnrückgänge der Unternehmen den Zinseffekt negativ überstrahlen. Wir gehen weiter davon aus, dass in den USA dieses gewünschte, sogenannte Soft-Landing gelingt. Wir teilen den Konsens, dass die Weltwirtschaft 2024 und 2025 real knapp 3 % wachsen wird. Wir wie-derholen, dass die ökonomische Lage in Österreich und Deutschland für Ihre globale Anlagestrategie nicht wichtig ist und bleiben daher im Aktienbe-reich substanziell investiert.

Frage 2
SINKENDE LEITZINSEN = STEIGENDE ANLEIHE-KURSE?
Dieser auf den ersten Blick logische Leitsatz ist so verkürzt aktuell nicht korrekt, auch hier hilft der Blick in die Geschichte. Normal ist, dass die Renditen für lange Bindungen wie etwa 10 Jahre höher sind als für kurze Bindungen wie etwa 1 Jahr, eine sogenannte steile Zinskurve. Zuletzt hatten wir aber über eine ungewöhnlich lange Zeit die „anormale“ Welt. Die langfristigen Renditen lagen unter den kurzfristigen, dies war den rasanten Zinserhöhungen geschuldet und wird als inverse Zinskurve bezeichnet. Wir sehen aktuell eine schrittweise Anpassung an das normale Umfeld, die sich weiter fortsetzen wird. Der eingangs beschriebene Zinssenkungspfad ist allgemeine Information und als Marktkonsens in den Kursen verarbeitet. Wir schätzen Anleihen als Asset-Klasse, wir empfehlen Ihnen, sich das aktuelle Renditeniveau für fünf oder mehr Jahre zu sichern. Aber wir kalkulieren keine Kursgewinne am Anleihemarkt ein. Wir brauchen diese auch nicht, weil wir endlich wieder das tun können, was der eigentliche Sinn eines Anleiheinvestments ist: Wir achten auf die Bonitäten und wir leben von den Zinsen. Angesichts der Defizite der Staaten wird gerade bei Staatsanleihen der Refinanzierungsbedarf in den kommenden Jahren hoch sein, nicht nur, aber vor allem auch in den USA. Deutlich sinkende Renditen am langen Ende sind daher angesichts der hohen Summen, die platziert werden müssen, nicht unser Kernszenario.

Frage 3
DEUTSCHER AKTIENMARKT IM HOCH, ABER WIRTSCHAFT SCHWACH?
Der Rückschluss einer Indexentwicklung auf die Lage in einem Land führt in dieser Verkürzung oft zu einem klassischen Missverständnis. An der Börse investieren Sie nicht in geschlossene Volkswirtschaften oder politische Systeme, sondern in Unternehmen. Und je nach Globalisierungsgrad der Wirtschaft und – noch wichtiger – Zusammensetzung der jeweiligen Indices verzerrt dies das Bild. Im führenden deutschen Leitindex macht der Softwareriese SAP bereits knapp 15 % der Indexgewichtung aus, gefolgt von Siemens, Allianz, Deutsche Telekom, Airbus und Münchener Rück, alle global tätige Qualitätsunternehmen. Die drei medial sehr präsenten und für die Binnenwirtschaft sehr wichtigen Autobauer Mercedes, Volkswagen und BMW kommen auf gerade mal gut 6 % Indexgewichtung und prägen daher die Gesamtentwicklung des Index kaum. Wir wiederholen daher an dieser Stelle unsere oft angeführten Formulierungen. Zwingen Sie sich zu einem globalen Blick. Bevor Sie Indices bewerten, werfen Sie einen Blick auf deren Zusammensetzung.

Frage 4
CHINA – CHANCE ODER RISIKO?
Ob deutsche Autobauer oder Luxusgüterkonzerne wie LVMH, die schwache Kursentwicklung der vergangenen Monate ist als Hauptgrund auf den schwierigen Geschäftsgang in China zurückzuführen. Die Herausforderungen in China sind breit und reichen von der Demografie über den Immobilienmarkt bis hin zu den schwindenden Investitionen aus dem Ausland aufgrund des Misstrauens in die chinesische Politik. In den letzten Tagen des Septembers hat China ein mächtiges Stimulationspaket verabschiedet, aus einer Kombination aus sinkenden Zinsen und Stützungen für den Immobilien- und auch den Aktienmarkt. Während USA und Europa gerade die Inflation besiegen, führt China längst einen Kampf gegen Deflation, also sinkende Preise. Wir halten uns mit Direktinvestments in China bis auf wenige Ausnahmen weiterhin zurück. Das beherzte Stimulationspakt verstärkt aber unsere Überzeugung für Industriemetalle und unterstützt auch unsere Goldthese, an der wir konsequent in den vergangenen Jahren festgehalten haben und auch weiter festhalten.

Frage 5
KANN MAN SICH AUF DIE US-WAHL VORBEREITEN?
Wir werden in unseren diversen Strategien keine Änderungen im Vorgriff auf die im November anstehende US-Wahl durchführen. Ersten, weil es aus heutiger Sicht nicht möglich und der Ausgang offen ist. Zweitens, weil auch hier wieder der Blick in die Geschichte hilft. Der mediale Lärm vor den Wahlen ist enorm, der substanziell rechenbare wirtschaftliche Effekt nach den Wahlen unabhängig vom Ausgang gering. Die Konzernlenker von Microsoft, NVIDIA & Co kümmern sich um die kommenden Megatrends, und wer das Land gerade politisch anführt, wird zur Kenntnis genommen. Wir halten daher an unseren hohen US-Gewichtungen fest, aus Gründen der Überzeugung für die Unternehmen. Börsen lieben Entscheidungen, wie immer diese auch ausfallen, weil man auf Basis von Entscheidungen Rechenbarkeit erlangt. Somit bleibt für die US-Wahl nur ein Restrisiko – eine länger anhaltende Unklarheit oder eine Nichtanerkennung eines Ergebnisses.

RUHIGE HAND UND DIVERSIFIKATION
Wir gehen aus einer Position der Stärke in das letzte Quartal 2024. Globale Aktien, globale Anleihen und auch Gold liegen seit Jahresbeginn im positiven Bereich. Globale Megatrends sind stärker als die tragischen und schwer zu ertragenden Eskalationen der Geopolitik. Dies ist nicht Gefühlslosigkeit, sondern professionelle, nüchterne Erkenntnis. Wir sind am Beginn eines länger anhaltenden Zinssenkungstrends, der den Notenbanken noch viele Möglichkeiten offenhält.
Investiert zu sein unter Beachtung einiger Grundregeln wie globaler Blick und Diversifikation war in den ersten drei Quartalen besser, als in einer Cash-Position auf das immer nächste wichtige Ereignis zu warten. Eine Welt ohne Probleme gab es nie und wird es nie geben. Es wird in Zukunft nicht anders sein, also warten Sie nicht darauf.

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Ihr Alois Wögerbauer 

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