Die Kombination aus Inflation und Zinswende der Notenbanken hat ein Jahrzehnt Tiefzinsphase innerhalb von wenigen Monaten ausradiert.
Wo liegt das Ende dieser Bewegung? Punktprognosen sind in einem Umfeld zahlreicher externer und unplanbarer Faktoren weder seriös noch möglich, aber versuchen wir eine Annäherung in Form eines Blickes zurück. Das aktuelle Niveau entspricht jenen Renditen, die wir zuletzt im Zeitraum 2011/2012 gesehen haben. Jede Krise wird intensiv wahrgenommen, wenn man mittendrin ist - und wird rasch vergessen im Zeitablauf. In den Jahren 2011/2012 war die Lage alles andere als rosig. Die Folgen der Lehman-Pleite führten zu weiteren Wellen, Griechenland und Italien standen besonders im Fokus, der EURO war angezählt und wurde durch die mittlerweile legendäre „Koste es, was es wolle“-Rede von EZB-Chef Mario Draghi im Juli 2012 stabilisiert. In diesen hektischen Krisenumfeld gab es bei den Renditen der beschriebenen Unternehmensanleihen ein Überschießen auf 5 %.
2022 sind die Bilanzen der Unternehmen - nach vielen Jahren Tiefzinsphase - wesentlich besser strukturiert als 2012. Die jüngste Entwicklung der Anleihemärkte ist schmerzvoll, aber richtig. Genommene Risiken werden wieder mit attraktiven Erträgen abgegolten. Normal ist daher die heutige Welt, unnormal waren Negativrenditen und Nullzinsen.
Die Erfahrung lehrt uns, dass das optimale Timing nicht möglich ist. Sich das das aktuelle Renditeniveau für fünf Jahre zu sichern, erscheint uns aber eine attraktive Variante. Der Mensch neigt dazu, den gerade aktuellen Trend fortzuschreiben. Aus „die Zinsen steigen nie wieder“ wurde „die Zinsen steigen über Jahre“. Die aktuellen Turbulenzen werden uns noch begleiten, sich aber irgendwann legen. Und dann wird sich die Frage stellen: Hat Europa wirklich über Jahre hinweg ein Inflationsproblem? Oder doch eher ein Wachstumsproblem?
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